Auf der ganzen Welt berichten Medien davon, wie die Coronavirus-Pandemie die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert hat. Denn es gibt Profiteure in dieser ganzen Situation, und es gibt leider auch jene, die vieles verloren haben. Nach unserer Recherche zum Thema haben wir verschiedene Berichte, Studien und Untersuchungen zusammengetragen, um einen Überblick zu bieten. Denn wo diejenigen, die sowieso schon wenig hatten, immer ärmer wurden, da sind die Reichen zu Superreichen geworden. Und das weltweit.
Auswirkungen der Corona-Pandemie: So sieht es in Australien aus
Im März 2020 wurde Australien in einen Sperrzustand versetzt, um die Ausbreitung von Covid-19 zu stoppen. Trotz der von der Regierung zugesagten Unterstützungspakete in Höhe von 320 Milliarden Dollar, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Einschränkungen auszugleichen, haben viele Familien Schwierigkeiten dabei, Rechnungen zu bezahlen und über die Runden zu kommen. Die Folgewirkungen sind erheblich. Besonders besorgniserregend ist, dass eine Zunahme der finanziellen Notlage zu einer Vergrößerung der sozioökonomischen Ungleichheiten in Bezug auf die Gesundheit und Entwicklung von Kindern führen wird. Solche Ungleichheiten können lebenslange Auswirkungen haben.
„In unserer neuen Studie zeigen wir, dass finanzielle Not sogar noch stärker mit schlechter körperlicher Gesundheit, psychischer Gesundheit und kognitiven Fähigkeiten assoziiert ist als andere gängige Maßstäbe für Benachteiligung, wie etwa ein geringes Einkommen oder das Leben in einer ärmeren Nachbarschaft“, heißt es etwa bei der Monash University.
„Die Schulschließungen und die Einschränkungen der sozialen Distanzierung werden wahrscheinlich weitere Auswirkungen auf Kinder nach sozioökonomischem Vorteil haben. Diese können von der Ernährung, der körperlichen Aktivität, dem Schlaf und der mit dem Lernen verbrachten Zeit reichen. Selbst kleine Unterschiede können zu einer erheblichen Vergrößerung der Lücken in der körperlichen und geistigen Gesundheit sowie der kognitiven Entwicklung der Kinder führen“, heißt es weiter (frei übersetzt) in der oben verlinkten Quelle. Diese schließt auch die Bildschirmzeit von Kindern mit ein, also die Steigerung der Zeit, in der sich Kinder mit Displays statt mit anderen Menschen beschäftigen.
Wegen Covid-19-Pandemie: Plötzlich arbeitslos in den USA
Der Lebensweg der 28-jährigen Alex Cruff aus den USA nahm im März 2020 eine überraschende Wendung. Sie hatte gerade eine dreimonatige Ausbildung zur Managerin in einem Reisebüro in Carlsbad, Kalifornien, abgeschlossen, als das Unternehmen 90 Prozent der Mitarbeiter entließ, da sich das Coronavirus ausbreitete und fast alle Reisen eingestellt werden mussten. Dazu gibt es einen Bericht bei NBC News.
„Ihr Arbeitslosengeld beläuft sich auf etwa 1.200 Dollar im Monat – aber ihre Ausgaben summieren sich auf 1.700 Dollar. Da sie kaum Ersparnisse hat, lebt Cruff von Ramen und Erdnussbutter-Marmelade-Sandwiches, damit sie ihre Rechnungen bezahlen und ihre zweijährige Tochter ernähren kann“, heißt es (frei übersetzt) in dem Bericht, der noch viele weitere Details und Fälle aufzählt.
Zu den weiteren Fällen gehört einer aus Texas, wo ein Mann mit Namen Kiel Winters seinen Job verlor – nebst 800 weiteren seiner Kollegen in einem Online-Unternehmen. Sein Schicksal konnte ein bisschen ausgeglichen werden, da der Job seiner Frau nun mehr einbrachte. Sie arbeitet als Lieferketten-Managerin in einer Firma für natürliche Putzmittel; und dieses Business boomt während einer Viruspandemie regelrecht. Wie auch immer man betroffen ist, kein Job scheint mehr wirklich sicher – und der Arbeitsmarkt verändert sich auch nachhaltig.
Deutschland, Europa, die Welt: Überall gibt es Negativeffekte
Als ob Krankheit, Spätfolgen und Todesfälle noch nicht genug wären, kommen überall auf der Welt auch Faktoren wie Jobverlust, Abbruch der Ausbildung, Probleme im Ablauf des Studiums, Vereinsamung, psychische Effekte, Erkrankungen wie Depressionen und so weiter hinzu. Natürlich trifft dies eher die finanziell benachteiligten Menschen, da diese keinen Puffer auf ihrem Konto haben, um sich eine Zeit lang mit einer kreativen Problemlösung zu beschäftigen. Statt sich also auf Ersparnisse verlassen zu können, um sich eine Alternative aufzubauen, müssen ärmere Menschen von Tag zu Tag sehen, dass bzw. ob sie ihre Existenz sichern können.
Das ist in deutschen Wohnstuben genauso wie in den Häusern, Wohnungen und Wohngemeinschaften in ganz Europa. Vergessen wir dabei nicht die Außengrenzen und die verschiedenen Flüchtlingslager, die es dort immer noch gibt. Dort wo Menschen nur mit dem Allernötigsten im Gepäck vor Krieg, politischer Verfolgung, Folter und anderem Leid Unterschlupf suchen, da zeigt sich nicht nur das Versagen des Humanitätsversprechens der EU, sondern auch, dass man als mittellose Person schnell abgeschrieben und vergessen wird. Während alle schauen, wie stark der Amazon-CEO Jeff Bezos von der Pandemie profitiert, werden die Personen am anderen Ende des Reich-Arm-Spektrums komplett außen vor gelassen.
Aus einer Pressemitteilung der Welthungerhilfe
„Die Pandemie deckt die Schwächen der Wirtschafts-, Finanz- und Gesundheitssysteme endgültig auf. Sie wirkt zudem als Brandbeschleuniger für bereits bestehende Krisen und führt zu einer weiteren Verschärfung der globalen Ungleichheit“, heißt es in einer Pressemitteilung der Welthungerhilfe vom Dezember 2020. „Obgleich die Pandemie in diesem Jahr zurecht im Fokus der Aufmerksamkeit steht, dürfen andere Krisen nicht in Vergessenheit geraten.“
Während wir im globalen Norden schon zu kämpfen hatten und haben – und einige Unvernünftige unnötig Öl ins Feuer gießen – da fehlt oft der Blick auf den globalen Süden, vor allem jene Länder, die als „Dritte Welt“ bezeichnet werden. Dazu heißt es in besagter Pressemitteilung der Welthungerhilfe:
„In vielen Ländern des Globalen Südens wird die derzeitige Gesundheitskrise jedoch durch bereits bestehende, langjährige Krisen verschärft. Ohne leistungsfähige Gesundheitssysteme, soziale Absicherung und gute wirtschaftliche Ausstattung werden Menschen in Ländern des Globalen Südens oft ungleich härter und unmittelbarer von den Folgen der Pandemie getroffen. Auch hier ist Deutschland in der Mitverantwortung, strukturellen Wandel zu gestalten und die Widerstandsfähigkeit über nationale Grenzen hinweg zu stärken.“
In der Krise werden Sozialfaktoren verstärkt
Zusammenfassend kann man sagen, dass soziale Ungerechtigkeiten wie etwa die „Schere zwischen Arm und Reich“ nichts neues sind. Jedoch werden sie in Krisensituationen deutlicher. Sowohl national als auch EU- und weltweit braucht es daher ein sozialeres Miteinander unter den Menschen und Staaten. Dies muss auf Handreichungen auf Augenhöhe, auf gerechten Verträgen und nachhaltiger Entwicklungshilfe fußen. All das, was bisher schiefgelaufen ist, schauen wir aktuell unter einer Lupe genauer an. Vergessen wir diesen Detailblick nicht, wenn wir es besser machen wollen.